Mittwoch, 24. April 2024

Freestyle Basic 2

Beim gestrigen Übungsabend konnten wir uns nicht über mangelnden Zulauf beklagen. Wir waren sogar so überbucht, dass ein paar Damen auf die nächste Gelegenheit vertröstet werden mussten. Dabei sind wir ganz eng zusammengerückt, aber mehr Tische stehen einfach nicht zur Verfügung. 

Vom Programm her waren wieder die Freestyle-Grundformen ein Thema. Diesmal war es eine linienbetonte schräge Form mit breitem oder geteiltem Fuß nebeneinander, also die Form Basic 2. 
Speziell bei geneigter Anordnung der Materialien entsteht eine entspannte Atmosphäre, ganz anders als bei einem engen, kompakten Fuß. 

Der Großteil der Anwesenden ließ sich vom Inhalt des Großmarkt-Pakets überraschen, einige brachten eigenes Material mit und die Hausübungen wurden sowieso mit ganz anderen Pflanzen gestaltet. 
Das Überraschungspaket enthielt als Hauptmaterial blaue Freesien, dazu noch rötlich-gelbe Alstroemerien, kleine dunkelrote Pfingstrosen und Gräser (vermutlich eine Carex-Art, leider noch etwas schwach und instabil). Immerhin sorgten die Gräser für etwas Auflockerung.
Wer wollte, konnte das ebenfalls im Paket enthaltene panaschierte Aspidistra-Blatt verwenden und so dem Arrangement zusätzlich Schwung und Richtung verleihen. 

Die meisten Teilnehmer*innen entschieden sich dafür, den Fuß geteilt zu arbeiten, wobei es natürlich keine Vorgaben bezüglich Größenverhältnisse oder Materialverteilung gab. Aber auch einige breite Füße waren vertreten. Die entstandenen Arbeiten waren dementsprechend vielfältig, wie gut in der Galerie zu sehen ist. Hausübungen werden wie immer ergänzt.

Montag, 15. April 2024

Seminar in Passau

In den letzten 12 Jahren hat sich Bärbel zweimal pro Jahr auf den langen Weg von Berlin nach Passau gemacht, um ihren Ikebana-Studentinnen im Bildungshaus Spectrum Kirche im Rahmen von intensiven Wochenend-Seminaren die Feinheiten der Blumenkunst nahezubringen. Dabei ließ sie sich auch von widrigen äußeren Bedingungen wie sintflutartigen Regenfällen oder Schneestürmen nicht aufhalten. Jetzt hat sie aber beschlossen, den Staffelstab (in Form von Putztüchern – ein Running Gag in der Gruppe) weiterzugeben und zukünftig nur mehr als Teilnehmerin zu den Seminaren zu kommen. 
Für mich ist es eine Ehre, dass Bärbel mir die Gruppe anvertraut, und ich hoffe, dass ich die Seminare genauso gut und zuverlässig über die Bühne bringen werde. 

Dieses Seminar haben wir also zur Übergabe genutzt und das Programm gemeinsam gestaltet. Schließlich ist es einfacher, die Abläufe und Besonderheiten vor Ort selbst mitzuerleben, als alles in Form einer Checkliste in Händen zu halten. 
Der erste Eindruck des Bildungshauses war überaus positiv: ein moderner Bau, barrierefreie Zugänge, ein großer Seminarraum (mit Wasserversorgung!) und überaus zuvorkommende und freundliche Mitarbeiterinnen. Im Lauf des Seminars vertiefte sich dieser Ersteindruck noch weiter. Schöne Zimmer, gute Verpflegung und die (antialkoholischen) Getränke im Kursbeitrag inbegriffen. 

Nach den diversen Vorbereitungsarbeiten startete das Seminar Freitag nach dem Abendessen mit der Begrüßung der Teilnehmerinnen und dem Versorgen der Pflanzen. Und dann ging es auch gleich los mit einem natürlichen Freestyle in einer großen Schale, das von Bärbel konzipiert und vorgeführt wurde. Nach der Korrektur war noch genügend Zeit für diverse Prüfungsarbeiten und gemütliches Zusammensitzen. 

Der Samstag stand ganz im Zeichen von Shōka. Geplant waren Denka mit Aspidistra, ein Shōka sanshu-ike und zuletzt Shōka shimpūtai, das auf Wunsch auch kabu-wake gearbeitet werden konnte. 
Da sich nach dem Sortieren der Aspidistrablätter herausstellte, dass natürlich wieder einmal mehr linke als rechte Blätter vorhanden waren, wurde entschieden, dass wir gyaku-gatte mit 7 Blättern arbeiten würden. Wer wollte (und die entsprechenden Blätter hatte), konnte natürlich die Standard-Form arrangieren oder auch weniger Blätter verwenden. 
Für das Shōka sanshu-ike hatten wir Schachtelhalme, Astilben und Eustoma zur Verfügung, als Hauptmaterialien für das Shōka shimpūtai waren einzelblütige Lilien (die sich mit dem Aufblühen leider Zeit lassen), leuchtende Butterfly-Ranunkeln und Cordyline-Blätter vorgesehen. Aber selbstverständlich konnten auch andere Pflanzenkombinationen ausprobiert werden. 

Samstagnachmittag gab es eine offizielle Verabschiedung von Bärbel durch den Leiter des Hauses, Msgr. Dr. Bernhard Kirchgessner, und anschließend wurden an zwei der Teilnehmerinnen die langersehnten Diplome verliehen. 
Nach dem Abendessen überraschten die Damen Bärbel mit einer berührenden und sehr persönlichen Feier. 

Am Sonntag ging es entspannt in den Endspurt, es wurden verschiedene alternative Befestigungsmöglichkeiten für Freestyle-Arrangements vorgestellt und dann spielte man mit bunten Aqua-Pearls oder farbigen Aludrähten, um eine moderne Tischdekoration zu gestalten. 
Nach dem Mittagessen, einer Schlussbesprechung und dem obligatorischen Aufräumen (der Staffelstab kam gleich mal zum Einsatz) machten wir uns auf den Heimweg. Die Zeit ist wie immer viel zu schnell vergangen, aber im Herbst sehen wir uns hoffentlich wieder. 
Hier nun ein kleiner Querschnitt unserer Arbeiten.

Mittwoch, 10. April 2024

Shōka shimpūtai

Nach relativ langer Zeit stand gestern endlich wieder einmal Shōka shimpūtai auf dem Programm. 
Viele lieben diesen Ikebana-Stil, weil man dafür nicht viel Material braucht und auch relativ schnell fertig ist. Aber wie das eben so ist mit reduzierten Formen – je einfacher und sparsamer etwas aussieht, desto schwieriger ist es, ein harmonisches Ganzes zu schaffen, das dann auch noch andere Personen anspricht. 
Das ist ja eines der Merkmale eines Shōka shimpūtai, es soll eine Aussage besitzen, die auch von Nicht-Ikebanesen, zumindest aber von den Kolleg*innen verstanden wird. 

Die Korrektur-Runden sind bei kreativen Arbeiten ja immer besonders interessant, bei Shōka shimpūtai wird die Sache noch ein bisschen spannender. 
Man kennt das ja, eigentlich ist man mit dem Werk recht zufrieden, aber irgendetwas stört oder stimmt noch nicht völlig. Man tüftelt rum, hat aber keine wirklich zündende Idee und ist auf eine Weise betriebsblind. 
Da hilft es manchmal, eine Runde zu drehen und den Kopf frei zu kriegen, bevor man sich mit neuem Blick nochmal dem Arrangement widmet. Vielleicht findet sich ja auch unter den Materialien der anderen genau das Pflänzchen, das die eigene Arbeit aufpeppt. 
Oder aber man ruft um Hilfe und hofft darauf, dass die Korrektur alles ins Lot bringt. 

Da gestern jeder das Material selbst mitgebracht hat, sind besonders vielfältige Arrangements entstanden. Und ja, bei einigen hat der Blick in den Blumeneimer des Nachbarn genau das zutage gefördert, was dem eigenen Shimpūtai noch gefehlt hat. 
Hier nun einige unserer Arbeiten, Hausübungen werden nachgereicht.